Forstwirtschaft

und das Triften der Baumstämme auf der Raua

 

Die Forstwirtschaft war immer schon ein wichtiger Erwerbszweig in Norwegen. Besonders in der Zeit da Holz in der Industrie und für den Haus-und Bootsbau auf dem Festland gefragt war. Große Waldflächen entlang von Flüssen und Bächen ermöglichten es große Mengen Bauholz zu exportieren.

Auch in Tinn gehörte die Forstwirtschaft zu den größten Einnahmequellen und viele Männer arbeiteten im Winter als Holzfäller. So lange noch Schnee lag holten sie die Baumstämme aus den Wäldern, um sie dann mit der Frühjahrsflut die Flüsse hinab zu triften. 

Schon zu Zeiten der Wikinger wurden Baumstämme geflößt, doch Erfindung der Gattersägen ab ca. 1530 begann eine neue Zeit.

Alle Baumstämme mußten nach Skien eine Stadt an der Küste Südnorwegens. Am Anfang war noch jeder Waldbesitzer selbst für das Flößen seiner Baumstämme nach Skien verantwortlich. Nachdem die Bürgerschaft von Skien das Monopol auf den Kauf, die Verarbeitung und den Verkauf der Baumstämme erhielt, wurde im Jahr 1664 die erste Flößerverbund in Telemark gegründet.

Über hunderte von Jahren hatten die Eigentümer von Grimsøy Kloster das Monopol auf den Kauf aller Baumstämme aus Tinn und Hovin. Im Jahr 1801 kaufte die Familie Cappelen einen Großteil dieser Rechte und besaß am Ende 2/3 des Waldes in Tinn und Hovin. Teil dieses Eigentums war auch dich Sandviken Bucht in Hovin. Nachdem Didrik Cappelen einen großteil seiner Wälder verkauft hatte zog er mit seiner Familie 1895 dort hin. 1904 wurden alle restlichen Eigentümer in Tinn und Hovin verkauft und die Familie zog fort.

Nach der großen Depression im Jahre 1886 musste die Familie einen großen Teil des Waldes an den Staat verkaufen. Die Flößerrechte gingen 1887 auf eine Flößergesellschaft aus Skien über. Cappelen betrieb neben der Forstwirtschaft auch die Flößerei und veranlasste große Verbesserungen in den Flüssen Raua und Skirva. 

Der Rauadamm war eines der Bauwerke die in Auftrag der Familie Cappelen errichtet wurde. Er wurde von dem schwedischen Baumeister Jonas Erikson 1883 erbaut. Der Damm ist 100m lang und die Mauerkrone 3 m breit. Der Damm wurde mit sehr exakt behauenem Stein gebaut, so daß eine Mörtelfuge nicht 

notwendig war. Der Damm gilt als ein Meisterwerk seiner Zeit, vor allem wenn man das zur Verfügung stehende Werkzeug am Ende des 18. Jahrhunderts berücksichtigt. 1994-95 wurde der Damm restauriert.

Im Jahr 1900 wurden 36.000 Stämme die Raua hinunter geflößt. Für diese Arbeit waren immer 10 Mann notwendig um die Baumstämme durch den Rauadamm und weiter hinunter bis zum Tinnsjö zu triften. Es waren anstrengende Tage und Nächte für die Männer bis alle Holzfänge vor den Dämmen, den Rinnen/Tunnel und unten an den Mündungen in den Tinnsjø ausgelegt waren. Alles war abhängig vom Wasserstand und dem Wetter auf dem Tinnsjø, wenn es galt die gesammelten Baumstämme weiter südwärts bis nach Tinnoset zu flößen.  

Der schwierigste Punkt für das Triften auf der Raua war immer der 43m hohe Wasserfall. Der Versuch eine Rinne in den Wasserfall zu sprengen hat keine Erleichterung für das Triften gehabt. Deshalb wurde 1810 die erste Holzrinne für den Transport der Baumstämme über den Wasserfall gebaut. Die Wartung der Rinne war eine sehr kostspielige Angelegenheit und so wurde 1925 der Bau eines Tunnels beschlossen. Der „Rautunnel“ ist 60m lang, hat einen Durchmesser von 2,2m und ein Gefälle von 26%. Die Einlaufrinne ist 31m, die Auslaufrinne 11m lang. Die Seiten der Rinnen sind als Trockenmauern gebaut und der Boden ist eine auf Kieselsteinen gegossene Betonschicht. Der Bau begann im Februar 1926 und die ersten Baumstämme wurden im Mai 1929 den Fluss hinab durch den Tunnel getriftet. 

In den 60iger Jahren geschah es einmal, dass sich die Baumstämme im Tunnel verkeilten und der ganze Tunnel verstopft war. Es dauerte mehrere Tage mit Sprengarbeiten um den Tunnel wieder frei zu bekommen. Glücklicherweise wurde bei dieser gefährlichen Arbeit kein Arbeiter verletzt. 

Im Jahr 1968 wurden die letzten Baumstämme auf der Raua getriftet.